Barrierefreiheit im Gesundheitssektor lässt zu wünschen übrig.
Düsseldorf – In Nordrhein-Westfalen (NRW) leben derzeit 3,67 Millionen Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen. Das sind rund eine Viertel Million Menschen mehr als noch 2015. Das geht aus dem „Teilhabebericht NRW“ des Sozialministeriums hervor. Demnach haben etwa zwei Millionen Menschen eine anerkannte Schwerbehinderung.
Der Teilhabebericht beleuchtet die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigungen in NRW und „zeigt wie zu erwarten Licht und Schatten“, unterstrich Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann kürzlich bei der Vorstellung in Düsseldorf. So gelinge Inklusion inzwischen zwar an vielen Stellen, „an anderen müssen wir unsere Anstrengungen ausbauen“, so der Minister.
Das sieht der Sozialverband VdK NRW anders: „Wir erkennen keine gravierenden Verbesserungen“, kritisierte Verbandsvorsitzender Horst Vöge. Er bezeichnete weite bezeichnete weite Teile des Teilhabeberichts als „traurige Kapitel“. Vor allem im Bereich der gesundheitlichen Versorgung gebe es noch massiven Handlungsbedarf.
So erfüllte laut Teilhabebericht 2014 gerade einmal rund jede zehnte (11 Prozent) der landesweit registrierten 196.000 (zahn-)ärztlichen und psychotherapeutischen Praxen mindestens drei von zwölf Kriterien der Barrierefreiheit. Nur knapp ein Viertel war rollstuhlgerecht (23 Prozent), nur jede fünfte Praxis (21 Prozent) ebenerdig oder per Aufzug erreichbar.
Andere Kriterien der Barrierefreiheit wurden noch seltener erfüllt. „Es kann doch nicht sein, dass laut Teilhabebericht kein flächendeckender barrierefreier Zugang zur ambulanten Gesundheitsversorgung gegeben ist“, kritisierte Vöge.
Im stationären Umfeld lässt Inklusion vielerorts ebenfalls zu wünschen übrig. Zwar lägen keine repräsentativen Daten zur Zugänglichkeit der stationären Gesundheitsversorgung vor, „allerdings weisen einige explorative Studien auf Probleme in der Versorgung von Menschen mit Beeinträchtigungen in Krankenhäusern hin“, heißt es in dem Bericht.
Demnach wirken sich Zeitmangel, unzureichende Qualifikationen sowie fehlende Praxis im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen offenbar negativ auf die Betreuungsqualität aus.
NRW-Minister Karl-Josef Laumann will auf Grundlage des Berichts nun gemeinsam mit politischen Kräfte sowie Verbänden und Selbsthilfeorganisationen Optimierungspotenziale ausloten und umsetzen: „In Nordrhein-Westfalen ziehen wir bei der Inklusionspolitik in vielen Bereichen an einem Strang. Diese gute Tradition sollten wir fortsetzen“, betonte der Politiker.
Er kündigte an, die Landesregierung werde den Aktionsplan „NRW inklusiv“ auf Basis des Teilhabeberichts fortschreiben, den Inklusionsbeirat sowie die Landesbehindertenbeauftragte dabei aktiv einbinden und den Aktionsplan kommenden Jahr veröffentlichen. © hil/sb/aerzteblatt.de
Hier finden Sie den Artikel im Ärzteblatt.